A Delicious Domination

"Ich mag dich." Diese drei Worte und ein Kuss bringen Jolas Vorsatz ins Wanken, sich nie und nimmer mit dem Frauenheld Rick einzulassen. Sein dominanter Charme sorgt dafür, dass sie nicht nur seiner romantischen Einladung auf eine einsame Skihütte folgt, sondern auch auf seinen Vorschlag, ein ungewöhnliches Spiel mit ihm zu spielen, eingeht: Sieben Tage und sieben Nächte, immer im Wechsel, müssen sie sich gegenseitig einen erotischen Wunsch erfüllen. Doch das ist nicht so einfach, wie geplant.
"Ein richtig guter Blowjob ist für mich, wenn ich merke, dass es der Frau Spaß macht. Wenn sie sich hingibt – für mich", vertraut Rick ihr an und Jola versteht, dass ihre Wünsche sich nur erfüllen, wenn sie sich selbst fallen lässt und ihm vertraut.
Der Casanova entpuppt sich als ein Liebhaber, der die Zügel beim Liebesspiel fest in der Hand hält und Jola gleichzeitig den Weg zur Hingabe mit Einfühlsamkeit ebnet. Von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde fühlt sie sich deswegen stärker zu ihm und seiner Dominanz hingezogen – und entdeckt, wie reizvoll es ist, sich ihm zu unterwerfen.
Als leise die Frage in ihr aufkeimt, ob da mehr als nur Begehren zwischen ihr und Rick sein könnte, ist Rick plötzlich verschwunden ...

Leseprobe

 

Eiskalte, klare Luft dringt in meine Lungen, die in dicken, weißen Wolken wieder aus meinem Mund strömt. Dieser Dezember ist kalt. Richtig kalt. Eigentlich sollte ich da drinnen bei den anderen sein. Aber in dem Festsaal, in welchem die diesjährige Weihnachtsfeier für die Belegschaft aus der ganzen Region stattfindet, halte ich es nicht mehr aus. Die Luft ist stickig, ich kann dort nicht atmen. Das liegt nicht nur an der Temperatur und dem viel zu kleinen Saal für unsere Belegschaft, sondern vor allem an ihm. Rick Wolfermann. Seines Zeichens Zeitungsfotograf, mein Kollege und berühmt-berüchtigter Frauenheld der Firma. Ich finde es unerträglich, zuzusehen, wie meine sogenannten Kolleginnen um seine Aufmerksamkeit buhlen. Einfach widerwärtig!

»Rick, Schatziiii, könnest du …?«, »Rickie-Baby, kommst du maaal?«

Zum Kotzen!

Und Rick kostet das natürlich aus. Logisch! Welcher Mann würde das nicht tun? Mir wird ganz schlecht, wenn ich höre, was er den lackierten Weibern für einen Honig ums Maul schmiert. E-kel-haft!

Ich atme die kalte Luft tief in mich ein und lasse sie mit einem Seufzen aus meiner Lunge entweichen.

Ach Jolanka, gib’s doch zu: Es nervt dich immer noch, wie er sich letztes Jahr verhalten hat.

Ja! Na und? Wieso auch nicht? Dieser Vollarsch!

»Du bist etwas Besonderes in diesem Haufen notgeiler Hühner, Jola. Du bist nicht wie die. Du bist eine Klasse für sich.«

Ja, ja! Pffft!

»Wartest du auf mich, Jola? Ich nehme dich in meinem Taxi mit nach Hause.«

Ja, klar … Blödmann! Noch mal falle ich nicht darauf rein. Von wegen im Taxi nach Hause bringen! Kaum kreuzte Yvonne Löwczyk auf, hat er mich nicht mehr beachtet. Gott! Wie sie ihn angeschmachtet hat. Notgeile Hühner! In diesem Punkt zumindest hat er recht.

Jola, du bist eine dumme Kuh! Der wahre Grund, warum du so sauer auf Rick Wolfermann bist, ist der, dass du genauso auf ihn stehst wie die anderen blöden Weibsbilder, er aber nicht ein einziges Mal mit dir geflirtet hat.

Immer ist er so verdammt reserviert mir gegenüber. So korrekt und nüchtern. Und das ist einfach frustrierend. Zum Glück habe ich mir nie etwas anmerken lassen. Auch wenn Rick der sexiest man ever ist, dem ich je begegnet bin: Für einen weiteren Strich auf seiner Häschenliste bin ich mir definitiv zu schade.

»Was machst du hier draußen in der Kälte? Wieso bist du nicht drin?«

Ich zucke zusammen und schaue nach rechts. Ach du Scheiße! Rick höchstpersönlich. Ich richte die Augen nach vorn und sage so beiläufig, wie es mir möglich ist: »Da drin kann man nicht atmen. Ich brauchte frische Luft. Außerdem werde ich sowieso gleich abhauen. Du kannst ruhig wieder reingehen, die anderen vermissen dich sonst.«

Er zieht erstaunt eine Augenbraue hoch, kommt näher und sagt mit seiner unvergleichlich rauchigen Stimme: »Die anderen können mir gestohlen bleiben. Ich warte schon den ganzen Abend darauf, dass du mit mir redest, aber jedes Mal, wenn ich zu dir rüberschaue, weichst du mir aus. Was ist los?«

Er steht ganz nah vor mir, in dem Weihnachtsmannkostüm, das er zum Geschenkeverteilen angezogen hat – nur den weißen Bart und die Mütze hat er abgelegt. Erstaunlicherweise sieht er selbst darin gut aus – oder liegt das an dem fahlen Licht der Gaststättenbeleuchtung? Zu gut sieht er aus. Das ist ja das Problem.

Ich schlucke hart und lache sarkastisch. »Mit mir? Gar nichts. Was soll denn mit mir sein?«

»Jola, wenn du immer noch wegen der Sache vom letzten Weihnachtsfest sauer auf mich bist … ich hatte zu viel getrunken und Yvonne … du kennst sie. Sie hängt wie eine Klette an einem, wenn …«

»Schon gut!«, blaffe ich ihn an. »Du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Lass mich einfach nur in Ruhe, okay?«

»Das«, sagt er mit Bestimmtheit, »ist das Letzte, was ich tun werde.«

Bei seinen Worten bildet sich in meinem Hals ein Klumpen, der mir umgehend in den Magen rutscht. Was soll das werden? Ein zweiter Versuch, mich in die Reihe seiner Anhimmlerinnen aufzunehmen? Nein danke! Ohne mich!

»Jola, ich weiß, dass es blöd gelaufen ist. Ich wollte dich nicht verarschen. Auch wenn du das denkst. Jedes Wort, das ich gesagt habe, war ernst gemeint.«

Ich kann nicht glauben, was er sagt. Das ist nicht Rick Wolfermann, der da spricht. Wer zum Henker sind Sie, mein Herr?

Er kommt noch ein winziges Stück näher und beugt sich etwas über mich. »Ich mag dich nämlich, weißt du?«

Ich schlucke trocken. Meine Knie werden weich, in meinem Bauch setzt ein merkwürdiges Flattern ein, und die Gänsehaut, die ich gerade bekomme, stammt eindeutig nicht von der kalten Luft hier draußen.

»Lass das!«, höre ich mich sagen und versuche, das Karussell in meinem Unterbauch zu ignorieren. »Das kannst du den anderen da drin erzählen, aber nicht mir. Ich haue jetzt ab. Gute Nacht.«

Als ich losgehen will, hält er mich am Jackenärmel fest.

»Jola, bitte! Bleib!«

Es klingt so inständig, dass ich unsicher werde. Rick schaut mich an, sein Blick gleitet zu meinen Lippen, bleibt an ihnen hängen. Vor Nervosität lecke ich mir mit der Zunge darüber. Was will er mir damit sagen?

»Rickie-Baby, was machst du denn allein hier draußen? Komm doch wieder auf die Tanzfläche!« Das war die näselnde Stimme von Nadine Kallstatt.

Wie ertappt lässt Rick meinen Ärmel los und dreht sich um.

»Ooooh! Du bist ja gar nicht allein. Streit unter Liebenden?«, fügt sie zynisch hinzu, als sie mich erkennt.

Yvonne Löwczyk ist natürlich dabei. Die zwei sind unzertrennlich. Und wie nicht anders zu erwarten, muss Yvonne auch ihren Senf dazugeben. »Dann wollen wir mal nicht stören«, sagt sie spitz.Beide drehen sich um, gehen zurück in Richtung Saal.

»Kommst du gleich wieder rein, Rickieee?«, säuselt sie noch, dann fällt die Tür hinter den zwei Giftspritzen zu und ich stehe allein mit Rick in der Kälte.

Na toll! Meine Wangen brennen wie Feuer. Morgen sind wir das Gesprächsthema Nummer eins in der Firma. Ich kann das Geschnatter jetzt schon hören. Ich sollte besser sehen, dass ich verschwinde, bevor das alles hier noch peinlicher wird. Gerade will ich ihm das mitteilen, als er mir zuvorkommt.

»Ich habe echt ein scheiß Timing bei dir«, sagt er und schaut für einen Moment auf seine Hände.

Ich bin sprachlos, kann es kaum glauben: Rick Wolfermann ist tatsächlich verlegen!

Im nächsten Augenblick betrachtet er mich schräg von oben herab.

»Würdest du mich ein Stück in deinem Auto mitnehmen?« Er sieht mich merkwürdig dabei an und unerklärlicherweise muss ich bei seinem Blick an eine Katze denken, die lauernd vor dem Mauseloch sitzt. Ich fühle mich überrumpelt von seiner Frage und weiß nicht, wie ich reagieren soll.

»Was? Wohin denn mitnehmen?« Automatisch bringe ich etwas mehr Abstand zwischen uns. »Gerade wolltest du noch, dass ich bleibe. Ich glaube, du hast zu viel getrunken.«

»Wenn du genau aufgepasst hättest, dann wäre dir aufgefallen, dass ich heute Abend nicht einen Tropfen getrunken habe. Aber du ignorierst mich ja die ganze Zeit. Wieso eigentlich?«

 Mir fällt der Unterkiefer vor Staunen herunter, denn ich meine, einen Hauch Bedauern aus seiner Stimme herauszuhören.

»Waaaas?«, stottere ich. »Ich ignoriere dich überhaupt nicht. Der Einzige, der hier jemanden ignoriert, bist du. Ich bin doch Luft für dich. Es sei denn, du willst etwas Dienstliches von mir.«

Er macht ein betroffenes Gesicht. »Komme ich wirklich so bei dir rüber?«

Plötzlich ergreift er meine Hand und sieht mir in die Augen. Mir wird ganz flau im Magen, und ich gebe mir alle Mühe, seinem Blick standzuhalten.

»Kann ich irgendetwas tun, um diesen Eindruck zu ändern?«, fragt er mit einer Stimme, die so samtig klingt wie das Schnurren einer Katze – was das flaue Gefühl in meinem Magen noch verstärkt.

Himmel noch mal! Ich bin drauf und dran zu glauben, dass er es ernst meint. Redet er mit den anderen Mädels auch so? Wenn ja, verstehe ich, warum sie ihm alle zu Füßen liegen. Trotzdem werde ich mich nicht in eine Reihe mit den anderen stellen. Ich kratze alles, was ich an Coolness noch besitze, zusammen und sage vielleicht einen Tick zu kratzbürstig: »Spar dir das für Yvonne und Nadine auf. Bei mir zieht die Masche nicht.«

Oh Mann! Und wie das bei mir zieht. Verdammt!

Er macht ein Gesicht, als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst.»Du hältst das für eine Masche?« Er atmet schwer aus. Irgendwie wirkt er verletzlich. So kenne ich ihn überhaupt nicht. »Du musst ja eine schöne Meinung von mir haben. Was habe ich dir getan?«

Nichts! Das ist es ja gerade!

»War ich nicht immer höflich zu dir?«Ja. Höflich. Korrekt. Überkorrekt sogar!

»Warum kannst du mich nicht leiden?«

»Aber ich kann dich leiden.« Sofort beiße ich mir auf die Lippen. Habe ich das tatsächlich laut gesagt?

Rick lächelt. Er grinst sogar richtig breit von einem Ohr zum anderen. Dann mustert er mich prüfend. »Wirklich?«

»Ja, verdammt«, sage ich zickiger, als ich eigentlich will, weil ich mich über mich selbst ärgere, dass mir das herausgerutscht ist. Ich schaue an ihm vorbei und fixiere die Lichtreklame an dem Haus vor mir. Ich kann ihm unmöglich in die Augen sehen. »Wenn du dich nicht gerade benimmst wie ein Blödmann, was leider meistens der Fall ist«, füge ich nachträglich hinzu.

Er bricht in schallendes Gelächter aus, was mich noch mehr irritiert. Er ist nicht eingeschnappt? Ich lerne eine ganz neue Seite an Rick Wolfermann kennen. Eine, die mir zugegebenermaßen recht gut gefällt. Okay, das stimmt nicht. Sehr gut gefällt.

»Ich kenne wirklich niemanden, der so herzerfrischend geradeaus ist wie du, Jola«, sagt er, nachdem er sich wieder beruhigt hat. »Das ist übrigens ein Kompliment«, ergänzt er augenzwinkernd und sorgt damit dafür, dass mir heute zum zweiten Mal in seiner Anwesenheit die Wangen glühen.

Zum Glück ist es dunkel, sodass Rick es nicht sehen kann. Und wenn doch, kann ich die Rötung immer noch auf die Kälte schieben.

»Also«, greift er den Faden wieder auf, »nachdem wir das geklärt haben, gibst du mir ja vielleicht doch eine Chance und nimmst mich ein Stück mit …?«

Ich atme tief ein und aus und grummele schließlich ein »Ja« hervor. »Aber dann musst du dich beeilen. Ich fahre nämlich jetzt.«

»Kein Problem. Lass mich nur eben dieses alberne Kostüm loswerden und meinen Mantel holen.« Er dreht sich um, öffnet die Tür zum Lokal, bleibt abrupt stehen und sieht mich an. »Du wartest doch auf mich, oder?«

»Ja, ja. Ich warte«, antworte ich genervter, als ich tatsächlich bin. In Wirklichkeit bin ich hochgradig nervös – und habe auch etwas Angst, dass er mich wieder nur verarscht.

»Ich bin in zwei Sekunden zurück«, verspricht er und geht durch die Tür.

Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und überlege, ob ich wirklich auf ihn warten soll oder nicht. Was, wenn er mich genauso hängen lässt wie letztes Jahr?

 

 

Unruhig trete ich in der Kälte von einem Bein auf das andere. Rick ist seit gefühlten fünf Minuten im Restaurant verschwunden. Aber die Uhr an meinem Handy sagt, dass es erst eine Minute und zwanzig Sekunden sind. Wie lange braucht man, um einen Mantel von der Garderobe zu holen? Dauert das wirklich so lange? Oder verarscht er mich schon wieder?

Zwei Minuten. Was soll ich nur machen? Ich bin hin- und hergerissen. Gehen oder nicht gehen, das ist hier die Frage. Hamlet lässt grüßen.

Zwei Minuten und fünfzehn Sekunden. Wenn er jetzt nicht gleich auftaucht …

»Da bin ich«, sagt er und steht vor mir. Dieses Mal ohne das blöde Kostüm. In dem anthrazitfarbenen Anzug mit weißem Hemd und dunkler Krawatte sieht er sogar noch besser aus als sonst. Er zieht sich den schwarzen Mantel, den er über dem Arm trägt, an und fragt wie selbstverständlich: »Wo ist dein Wagen?«

Ich deute mit dem Finger nach rechts. »Ein Stück die Straße runter.«

»Ah, okay. Sollen wir?«

Ohne seine Frage zu beantworten, setze ich mich in Bewegung, Rick geht neben mir. Schweigend. Seltsamerweise macht mich das noch nervöser, als wenn er weiterreden würde.

Ganz ruhig, Jolanka. Bleib auf dem Teppich. Du nimmst ihn nur ein Stück mit. Das bedeutet GAR NICHTS!

Am Auto angekommen öffne ich die Türen per Knopfdruck und steige ein. Rick öffnet die Beifahrertür. Geschmeidig gleitet er auf den Sitz. Ich drehe mich und greife nach dem Sicherheitsgurt. Beim Anschnallen streift Ricks Hand meine, als auch er den Gurt einrasten lässt. Schlagartig durchzuckt mich ein Blitz, bohrt sich in meinen Bauch. Für einen Sekundenbruchteil halte ich die Luft an und spüre dem Gefühl nach.

Jola, bleib cool!

Ich drehe den Schlüssel in der Zündung, der Motor springt an, ich schaue erwartungsvoll zu Rick hinüber.

»Fahr los«, sagt er. »Worauf wartest du?«

»Ähm … ich weiß nicht, wohin. Wo soll ich dich absetzen? Am Bahnhof?«

»Ich dachte, wir fahren zu dir.«

Mir bleibt die Luft weg. Ist er jetzt völlig übergeschnappt? »Zu mir? Wie kommst du denn auf die Idee?«

»Ich dachte, nachdem endlich klar ist, dass wir uns gut leiden können, wäre es besser, wir begeben uns an einen diskreten Ort. Wo wir ungestört sind. Aber wenn es dir lieber ist, in mein Hotel zu fahren und morgen früh mit mir und den anderen Kollegen von auswärts am Tisch zu frühstücken, können wir das gern machen.«

Also, jetzt verscheißert er mich richtig!

»Verarschen kann ich mich allein! Sag mir endlich, wo ich dich hinbringen soll.«

»Das sagte ich doch schon. Zu dir.«

»Kommt nicht infrage. Auf keinen Fall. Davon war auch nie die Rede. Und jetzt hör auf, mich für dumm zu verkaufen.«

»Nichts liegt mir ferner, als dich für dumm zu verkaufen, Jola. Dafür respektiere ich dich viel zu sehr.«

Kann mir mal jemand sagen, was hier los ist?

Ich verdrehe etwas angenervt die Augen. »Hör zu: Entweder sagst du mir jetzt, wohin ich fahren soll, oder du steigst wieder aus. Mir ist kalt, ich bin müde und ich will in mein Bett.«

»Fein«, sagt er und grinst. »Dann fahr los.«

Also jetzt reicht’s!

»Solange du mir nicht sagst, wohin wir fahren, werde ich gar nichts tun«, sprudelt es aus mir heraus. »Auf jeden Fall fahren wir nicht zu mir.«

»Und warum nicht?«, fragt er so unschuldig, dass mir der Kragen platzt.

»Ganz einfach: Weil ich nicht die Absicht habe, mich in die Liste deiner Betthäschen einzureihen.«

Ich beiße mir auf die Lippen. Mist! Ich habe mich schon wieder von ihm provozieren lassen, und Rick sitzt neben mir und schmunzelt.

»Interessant«, sagt er nachdenklich. »Wer steht denn auf der Häschenliste?«

»Ich denke, das weißt du besser als ich. Und ich habe keine Lust mehr, dieses Gespräch noch weiterzuführen. Steig bitte aus.«

»Nein! Nicht, bevor du meine Frage beantwortet hast.«

»Das ist nicht dein Ernst!«

Ich schlucke schwer. Tatsächlich war das ein Schuss ins Blaue, denn außer dem, was Yvonne in der Firma herumerzählt, weiß ich im Grunde gar nichts.

»Oh doch. Das ist mein voller Ernst. Also: keine Hemmungen. Raus mit der Sprache.«

Ich schaue verlegen auf meine Hände und weiß nicht, was ich sagen soll.

»Also?«, fragt er herausfordernd.

»Yvonne Löwczyk?«, höre ich mich kleinlaut antworten.

»Yvonne also. Und wer noch?«

Ich komme mir vor wie bei einem Verhör. Verdammt! ER ist doch derjenige, der hier auf der Anklagebank sitzt – oder?

»Nadine?«

»Yvonne und Nadine? Sonst noch wer?«

Ich schüttele den Kopf, schaue ihn unsicher von der Seite an und glaube nicht, was ich sehe: Rick Wolfermann schmunzelt nicht. Nein. Er grinst. Was hat das zu bedeuten? Habe ich einen Volltreffer gelandet? Oder nicht?

»Eine kurze Liste, möchte ich meinen«, kommentiert er meine Aufzählung knapp.

Darauf fällt mir keine Antwort ein. Ich möchte am liebsten im Erdboden versinken und schaue wieder auf meine Hände. Ich will nur noch hier weg.

»Würdest du jetzt bitte aussteigen?«, mache ich einen zaghaften Versuch, aus dieser Situation herauszukommen.

»Nein, werde ich nicht. Deine Liste ist nicht nur sehr kurz, sie entspricht auch nicht der Wahrheit. Ich hatte nie was mit Yvonne. Nicht mit Yvonne und nicht mit Nadine. Und ich beabsichtige auch nicht, daran etwas zu ändern. Ich weiß nicht, woher du deine Informationen beziehst, aber du solltest dich mehr auf dein eigenes Urteilsvermögen verlassen als auf das Getratsche in der Firma.«

Ich sehe ihn erstaunt an. »Wie meinst du das?«

»Nun, wenn du besser aufgepasst hättest, dann wüsstest du, dass Yvonne schon mit der halben männlichen Belegschaft etwas hatte. Jemand wie sie käme für mich nie infrage. Nicht mal für eine Nacht. Und wenn du es ganz genau wissen willst: Ja, ich habe sie letztes Jahr nach der Weihnachtsfeier nach Hause gebracht. Aber nicht so, wie du denkst. Wir haben uns ein Taxi geteilt und ich habe mich brav im Auto von ihr verabschiedet und bin in mein Hotel gefahren. Allein. Ich würde nicht im Traum daran denken, eine Nacht mit ihr zu verbringen.« Er macht eine Pause, mustert mich. »Aber ich finde es äußerst anregend, dass du offenbar darüber nachdenkst, ich könnte es mit dir wollen.«

Mir klappt vor Staunen der Unterkiefer herunter. Das träume ich doch, oder nicht?

»Ich … habe nie gedacht, du könntest es mit mir … du könntest eine Nacht … daran habe ich nie gedacht. Ehrlich«, stammele ich vor mich hin.

Er zieht die Augenbrauen hoch und sieht mich abschätzend an. Als wenn er mich durchleuchten will. »Bist du sicher?«

Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Steht mir die Lüge so deutlich ins Gesicht geschrieben? Er ergreift meine Hand, streicht mit dem Daumen darüber und blickt mich an.

»Würde es dich stören, wenn ich dir sage, dass ich mehr als nur einmal darüber nachgedacht habe, Jola?«

Mein Puls schießt in die Höhe wie eine Rakete auf der Abschussrampe, mir stockt der Atem. Was geschieht hier gerade? Kein Ton kommt über meine Lippen, stattdessen starre ich ihn an, als hätte er mich hypnotisiert. Er hebt meine Hand hoch, dreht sie um und haucht mir einen Kuss auf die Handfläche. Mein Körper reagiert so heftig auf diese Zärtlichkeit wie schon lange nicht mehr. Von dort, wo seine Lippen mich berührt haben, breitet sich Hitze aus. Hitze – und ein Kribbeln, das mit Lichtgeschwindigkeit durch mich hindurchsaust und mir den Atem raubt.

»Willst du immer noch, dass ich aussteige?«, fragt er plötzlich.

Es kommt kein Wort aus meinem Mund. Ich bin wie paralysiert. Was ist mit mir los? Warum jage ich ihn nicht zum Teufel?

»Lass uns zu dir fahren, Jola«, sagt er mit seiner rauchigen, tiefen Stimme und schickt damit einen Schauer über meinen Rücken. »Ich verspreche dir, ich benehme mich wie ein Gentleman.« Er grinst. »Es sei denn, du möchtest, dass ich für dich persönlich den Nikolaus spiele …«

Er vollendet den Satz nicht. Das ist auch nicht nötig, denn ich weiß genau, was er meint. Mein Verstand ist irgendwie lahmgelegt, stattdessen hat mein Körper das Kommando übernommen, und der schreit: Ja! Ja! Ja!

Ich lenke den Wagen aus der Parklücke und biege auf die Straße. Während der Fahrt sitzt Rick schweigend neben mir. Das ist gut so, denn würde er weiterreden, könnte ich mich noch weniger konzentrieren als ohnehin schon. Alles in mir ist in Aufruhr, und ich fürchte, dass es mir auf die Stirn geschrieben steht.

Zwanzig Minuten später sind wir vor meinem Haus angekommen. Ich schließe die Tür auf, betrete das Treppenhaus, steige mit weichen Knien die Stufen in die zweite Etage empor. In meiner Wohnung hängen wir die Mäntel an die Garderobe, ich führe Rick ins Wohnzimmer und knipse die Stehleuchte in der Ecke neben dem Sofa an.

»Gemütlich hast du es hier«, sagt er nach einem Blick durch das Zimmer. »Stört es dich, wenn ich es mir bequem mache und das Jackett ausziehe?«

»Nein. Mach nur«, antworte ich und versuche, mir nicht anmerken zu lassen, welche Gedanken mir bei seinen Worten durch den Kopf gehen.

Rick zieht das Sakko aus, legt es über die Armlehne des Sessels und lockert die Krawatte, knöpft zwei Knöpfe seines Hemdes auf. OH GOTT! Muss das sein? Heiß! Er sieht heiß aus, wie er so dasteht, mit dem halb geöffneten Hemd, das den Ansatz seiner Brust erkennen lässt. Hilfe! Dieser Mann ist zu sexy für mich. Unwillkürlich kneife ich mir in die Wange, denn das kann alles nur ein Traum sein.

»Was machst du da?«

Ich fühle mich ertappt und wieder schießt Hitze in mein Gesicht.

»Nichts. Ich dachte nur einen Moment, ich träume.«

Ein Lächeln erscheint um seine Mundwinkel. Kein ironisches Lächeln oder ein belustigtes … es ist irgendetwas anderes. Als wüsste er, was in meinem Kopf vor sich geht.

Plötzlich steht er vor mir, legt seine Hände auf meine Schultern, streift die Arme hinunter. Ich schlucke trocken. Die Nähe zu ihm verwandelt den Rest meines Verstandes in eine undefinierbare Masse. Dann nimmt er mein Gesicht in die Hände, beugt meinen Kopf zurück und haucht mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, bevor er fragt: »Wo ist dein Schlafzimmer, Süße?«

Hey, hey, hey! Hat er vorhin nicht etwas von Gentleman gesagt?

»Was willst du in meinem Schlafzimmer?«, frage ich ihn halb benebelt.

»Dich«, antwortet er wie selbstverständlich.

»Du sagtest aber, du würdest dich wie ein Gentleman benehmen.«

»Tue ich das denn nicht?«

»Ähm … nein. Ich habe nicht gesagt, dass ich mit dir schlafen will.«

»Mit Worten nicht«, erwidert er lächelnd. »Aber deine Augen sagen es die ganze Zeit, Jola. Die ganze Zeit.«

Noch bevor ich antworten kann, landen seine Lippen wieder auf meinen, und dieses Mal teilt er sie, küsst mich richtig, lässt mich seine Zunge spüren. Mit einer Geschmeidigkeit und Zartheit, die ich ihm niemals zugetraut hätte, windet sie sich durch jeden noch so kleinen Winkel meines Mundes … WOW! Wo zum Teufel hat er so küssen gelernt? Ich möchte gar nicht mehr aufhören und bin ein wenig enttäuscht, als er diesen Wahnsinnskuss unterbricht.

»Wo ist dein Schlafzimmer, Jola?«, wispert er heiser an meinem Hals.

Ich deute mit dem Arm in die Richtung, schließe die Augen und lege den Kopf in den Nacken. Du darfst mich überall hinbringen, wenn du mich noch einmal so küsst wie gerade!

Er nimmt meine Hand, zieht mich hinter sich her, schließt die Tür und bleibt mit mir im Raum stehen, genau zwischen dem Schrank und meinem Bett, das sich einladend hinter mir erstreckt.

Es kommt mir immer noch alles so unwirklich vor. Hier stehe ich mit Rick Wolfermann, dem heißesten Mann dieses Planeten, in meinem Schlafzimmer – und zittere. Ja, ich zittere. Vor Erregung. Aber auch ein bisschen aus Angst vor dem, was jetzt passieren wird. Auf was habe ich mich da nur eingelassen?

Er löst die Spange an meinem Dutt, sodass meine Haare bis zur Taille herunterfallen. Ricks Hände gleiten unter meinen Pullover, wo seine Fingerspitzen auf meine nackte Haut treffen. Er streichelt über meine Seite, gleitet zu meinem Rücken, schiebt den Pullover dabei höher, sodass mein Bauch entblößt ist. Dann küsst er mich. Weich. Ganz weich spielt seine Zunge an meinen Lippen, ertastet die Zähne, den Gaumen, erforscht mich, nimmt mich zärtlich in Besitz. Meine Arme legen sich automatisch auf seine Schultern, meine Hände streifen durch sein seidiges Haar.

»Nimm die Arme hoch«, murmelt er an meinem Mund und ich folge seiner Aufforderung.

Nur eine Sekunde später zieht er mir den Pullover über den Kopf, lässt ihn auf den Boden fallen. Der BH folgt umgehend und schon stehe ich mit nacktem Oberkörper vor ihm. Er lächelt, malt einen erregenden Strich mit der Fingerspitze von meinem Schlüsselbein über die Innenseite meiner Brüste und lässt seine Daumen in kreisenden Bewegungen über meine Brustwarzen gleiten, die dieser Einladung nicht widerstehen können und sich ihm entgegenrecken.

»Zieh mich aus!«, sagt er, ohne die Liebkosung zu unterbrechen.

Zitternd vor Aufregung löse ich den Krawattenknoten vollständig auf, entferne den Schlips und knöpfe sein Hemd auf, das ich ihm abstreife. Seine Brust ist glatt, seine Bauchmuskeln gut definiert, nicht übertrieben. Er gefällt mir. Ich möchte seine Haut berühren, so wie er meine. Ihn spüren. An meinen Lippen schmecken. Mit den Fingerspitzen streiche ich über die sanften Wellen seiner Brust, über Bauchmuskeln, Rippenbögen und Brustwarzen.

»Gleichstand«, sagt er grinsend und taucht die Finger hinter den Bund meiner Jeans. Geschickt öffnet er Knopf und Reißverschluss und schiebt mir die Hose mit den Händen über die Hüften, dabei streife ich mir die Schuhe von den Füßen. Meine Jeans fällt an mir herunter, bildet ein unordentliches Knäuel, aus dem ich heraussteige. Ein Fußtritt und sie landet vor dem Schrank.

Meine Hände stellen sich leider weniger geschickt an, als ich seinen Gürtel öffnen will. Rick kommt mir zu Hilfe und gleich darauf gleitet die Hose an ihm herunter. Durch die Boxershorts ist seine Erektion deutlich erkennbar. Er drängt sich näher an mich heran – und jetzt fühle ich sie auch. Eine innere Unruhe packt mich, ein Gefühl, das ich nur zu genau kenne. Seine Nähe elektrisiert mich, ich bin erregt.

Er schiebt mich weiter durch den Raum, bis meine Kniekehlen gegen das Bett stoßen und ich rückwärts darauf falle. Rick stolpert ebenfalls, landet halb auf mir, fixiert für einen unendlich dauernden Bruchteil einer Sekunde meinen Blick und umschließt dann meine Lippen mit seinen. Sein Kuss beginnt sanft, wird eindringlicher. Er lässt mich spüren, dass er mich will – und das fühlt sich überraschend gut an. Nie hätte ich gedacht, dass es so sein könnte. Dass ER so sein könnte. Sex mit Rick, das war in meinen Gedanken nicht nur etwas vollkommen Unmögliches, es war vor allem nicht so … vertraut. Es fühlt sich beinahe so an, als ob wir uns in einem anderen Leben schon einmal geliebt hätten.